175
Tod auf dem Schlachtfelde war für die alten Deutschen der ehren-
vollste; eines natürlichen Todes sterben, war für sie ein beklagens-
werthes Schicksal. Merkte man das Heranziehen der Sterbestunde,
so ließ man sich noch die Rüstung anlegen, um mit derselben ins an-
dere Leben hinüberzugehen. Die Leichname wurden gewöhnlich mit den
Waffen, auch wohl mit dem Leibrosse verbrannt, die Asche in Urnen
gesammelt und an stille Orte beigesetzt, wo einfache Rasenhügel die
Ruhestätte der Helden bezeichneten.
Dieses kräftige, unverdorbene Volk war reich an mancherlei Tu-
genden. Es war treu, redlich, bieder, offen und wahrheits-
liebend. Was man versprach, das hielt man unverbrüchlich fest; einem
deutschen Worte konnte man vertrauen, und ein deutscher Hand-
schlag ist ja sprichwörtlich geworden. Während bei den übrigen
alten Völkern, neben der Tapferkeit, List eine Hauptsache im Kriege
war, zeichneten sich die Deutschen von jeher durch Ehrlichkeit und
offene Ritterlichkeit im Streite aus; denn jeder war ehrlos, der
mit Hinterlist kämpfte.
Auch die Gastfreundschaft war ein hervorragender Zug der alten
Deutschen. Heilig und unverletzlich war der Fremde, in welcher Ab-
sicht er auch gekommen sein mochte. Offen stand ihm die Hütte; an dem
Tische fand er seinen Platz. War der Vorrath des Wirthes aufgezehrt,
so führte dieser seinen Gast weiter, und ungeladen gingen beide dann in
das erste beste Haus und waren eines freundlichen Empfanges gewiß.
Am meisten aber trat bei den alten Deutschen die Liebe zur Freiheit
hervor; freie Männer zu sein war ihr größter Stolz. Rur der freie
Mann durfte Waffen tragen und in der Volksversammlung erscheinen.
Das waren die Tugenden unserer Vorfahren, die indeß auch nicht
ganz frei von Fehlern waren. Waren sie nicht auf der Jagd oder
im Kriege, so lagen sie ganze Tage auf der sprichwörtlich gewordenen
deutschen Bärenhaut; denn gegen jede friedliche Arbeit hatten sie eine
grenzenlose Abneigung. Rach überstandenem Kriege oder glücklich voll-
brachter Jagd erfrischte man die ermüdeten Glieder gern beim Trinkgelage.
Da wurde erzählt von der Hitze des Kampfes, den Gefahren des Tages
und den errungenen Siegen, während den Hörnern des Urs, gefüllt mit
Bier und Meth, wacker zugesprochen wurde. Selten blieb es dann aus,
daß man im Trinken >res Guten zu viel that, und der Held, der noch
kurz zuvor so kräftig dagestanden, mußte nun im Rausche schwach erschei-
nen. Oder man griff auch wohl nach den Würfeln, und im leidenschaft-
lichen Spiel wurde Hab und Gut, Weib und Kind, ja die eigene
Freiheit, so hoch man auch sonst dieselbe schätzte, dahingegeben.
Ruhig ging dann nach unglücklichem Wurf der Verlierende in die frei-
willige Knechtschaft und wurde der Leibeigene des Andern.
Roch ein Zug des deutschen Charakters verdient der Erwähnung.
Die verschiedenen deutschen Stämme, deren es eine große Menge
gab, waren nämlich selten einig; Eifersucht und Neid herrschten zwischen
ihnen und waren die Ursache von verheerenden Kriegen gegen einander,
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
184
Gewinn." Zürnend wandte er sich hierauf an die vornehmen, aber
tragen Kinder mit den drohenden Worten: „Ihr aber, ihr Söhne
der Edelen, ihr feinen Püppchen, die ihr euch der Trägheit und dem
Müßiggänge überließet und meinen Befehlen ungehorsam gewesen seid,
trotzet nur nicht auf Stand und Reichthum eurer Eltern; denn wisset,
Nichtswürdige haben vor mir weder Rang noch Ehre! Und werdet
ihr nicht fleißige Schüler, so soll keiner von euch mir wieder vor meine
Augen kommen. Beim Könige des Himmels, ich werde euch strafen,
wie ihr es verdient!" —
Karl der Große war ein eifriger Beförderer des Christenthums.
Neue Bisthümer, Kirchen und Klöster ließ er gründen. Die
Klöster förderten innerhalb ihrer stillen Mauern damals nicht nur den
Unterricht der Jugend, sondern sorgten auch für Arme und Kranke, und
nahmen Reisende gastfreundlich auf; denn Gasthöfe gab es in damaliger
Zeit nur wenige. Auch beschäftigten sich die Mönche damit, die guten
alten Schriften der Griechen und Römer abzuschreiben — denn zu jener
Zeit war die Kunst, Bücher zu drucken, noch nicht erfunden; — sie
schrieben die Geschichten der Länder und Völker und die Thaten der
Heiligen auf, oder sie rotteten die Wälder aus und machten den
Boden urbar — kurz die Klöster wurden auf mancherlei Weise nützlich
und waren ein wahrer Segen des Landes. — Dem Könige Karl war
sehr daran gelegen, das Äußere des Gottesdienstes zu verschönern und
ven Kirchengesang zu verbessern. Er ließ Sänger und Orgelspieler
aus Italien kommen; denn seine Franken hatten eine gar rauhe
Stimme, so daß ihr Gesang fast dem Gebrülle wilder Thiere glich.
— Auch liebte Karl seine Muttersprache; er arbeitete selbst mit
den Gelehrten seines Hofes an einer deutschen Grammatik (Sprach-
lehre) und ließ auch eine Sammlung altdeutscher Heldenlieder veran-
stalten. Uns ist leider von diesen Bestrebungen des großen Kaisers
nichts überkommen, als die deutschen Namen, die er den Winden
(Himmelsgegenden) und den Monaten gab.
Karl war ein ächt deutscher Mann, von starkem Körperbau und
schlanker Gestalt. Er hatte eine hohe, klare Stirn und überaus große
lebendige Augen, die dem Freunde und Hülfebittenden freundlich, dem
Feinde aber furchtbar leuchteten. In früher Jugend übte er nach
Frankenart seine Körperkraft und wurde der beste Fechter und beste
Schwimmer. Ein Hauptvergnügen war die-Jagd, und wenn er seinem
Hofe ein Fest bereiten woltte, wurde eine Treibjagd angestellt. Alles
setzte sich zu Pferde, und nun ging es unter dem Klange der Hörner
und dem Gebelle unzähliger Hunde in lärmendem Jubel hinaus in
die Weite der Wälder, wo die Blüthe der jungen Edelmänner sich
dann durch Muth und Geschicklichkeit einander zu übertreffen suchte.
Karl, mitten unter ihnen, bestand manchen heißen Kampf mit wilden
Ebern, Bären und Auerochsen. — Im Essen und Trinken war er sehr
nüchtern. Speisete er mit den Seinigen allein, so kamen nur vier
Schüsseln auf den Tisch. Ein Wildpretbraten, am Spieße vom Jager
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Muth Karl Karl
225
40. Dr. Martin Luther.
Am 10. November 1483 wurde einem armen, Liedern Bergmann,
Hans Luther, aus dem Dorfe Möra bei Eisenach , zu Eis leb en
ein Söhnlein geboren, dem er am folgenden Martinstage in der h.
Taufe den Namen Martin gab. Er und feine Frau Margarethe,
geborne Lindemann, erzogen den Knaben nach ihrem Stande einfach,
dabei streng in der Zucht und Vermahnung zum Herrn. Hans Luther
zog später nach Mansfeld und daselbst erhielt der Knabe seinen ersten
Unterricht. Der Vater hielt ihn fleißig zur Schule, und brachte den
kleinen Martin bei schmutzigem Wetter auf seinen Armen dahin. Dieser
zeigte bald einen feinen Verstand und rechten Eifer zum Lernen, so daß
der Vater sich entschloß, einen Gelehrten aus ihm zu machen. Er
schickte ihn 1497 auf die lateinische Schule zu Magdeburg, und ein
Jahr darauf nach Eisenach, wo er sich seinen Unterhalt kümmerlich als
Currendeschüler durch Singen und Beten vor den Thüren ver-
mögender Leute erwerben mußte. Durch seine schöne Stimme, mehr noch
durch sein ernstes, frpmmes, bescheidenes Wesen, zog er die Aufmerk-
samkeit einer edeln Wittwe, Namens Cotta, auf sich, die ihn in ihr
Haus nahm. 1501 bezog er die Universität zu Erfurt, um nach
dem Willen seines Vaters ein Rechtsgelehrter zu werden. Der Herr
segnete seinen großen Fleiß; denn Luther betete und arbeitete, und
wie er selbst sagt: „Fleißig gebetet, ist über die Hälfte studirt."
Schon 1503 wurde er Magister der freien Künste, und durfte nun
selbst an der Universität Vorlesungen in der Philosophie halten. Ms
er eines Tages auf der Universitätsbibliothek eine große lateinische
Bibel fand, die an einer Kette befestigt war, eine ganze Bibel,
deren er noch niemals eine gesehen, fiel sein erster Blick auf 1. Sam.
1 und 2. Bald las er gar Vieles in der h. Schrift, von dem er
nie gehört, und sein mühsam unterdrücktes Verlangen, ein Geist-
licher zu werden, wurde wieder mit voller Stärke in ihm lebendig.
Dazu kam, daß auf einer Ferienreise nach der Heimath sein lieber
Freund Alexius neben ihm vom Blitze erschlagen wurde. Wo wäre
jetzt deine Seele, hätte dich der Strahl getroffen? Dieser Gedanke
faßte ihn und ließ ihn nicht los. Mit dem Wunsche, seine Seele zu
retten, der Welt sich zu entziehen, ganz dem Herrn zu leben, ging er
am 17. Juli 1505 als Mönch ins Augustiner-Kloster zu Erfurt.
Den darüber bekümmerten Vater tröstete er mit zarten, kindlichen Wor-
ten. Nun lag er mit der strengsten Gewiffenhaftigkeit den Pflichten des
neuen Standes ob; die niedrigsten Dienste: Reinigung des Klosters,
vor den Thüren hin- und herwandern mit dem Bettelsack u. dgl., ver-
richtete er eifrigst. Solche unangemesiene und harte Arbeiten, dazu
selbsterwählte Fasten und Kasteiungen, welche, wie er meinte, zur
Erwerbung göttlicher Heiligkeit und Seligkeit dienlich wären, weshalb er
sich oft mehrere Tage in seine Zelle einsperrte, und schier Hungers
gestorben wäre, wenn nicht ein Freund mit Gewalt die Thüre er-
brochen hätte, warfen ihn aufs Krankenlager. Da tröstete ihn ein alter
Ha est er 3' Leseb. f. Protest. Ober». Bayerns. 15
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Personennamen: Martin_Luther Bergmann Hans_Luther Martin Margarethe Lindemann Hans_Luther Martin Namens_Cotta Alexius
271
meshalle, die Feldherrenhalle, das Siegesthor, die Bi-
bliothek, das Universitätsgebäude und die neue Pinakothek
in München, die Walhalla bei Negensburg, die Villa bei
Edenkoben und die Verschönerungen der Dome in Bamberg,
Regensburg und Speyer. Dabei wurden aber auch die Armen
und Nothleidenden, die von Feuersbrunst und Ueberschwemmung Heim-
gesuchten in keinem Theile des Landes vergessen. — Die durch König
Ludwig errichteten Denkmäler der Bau- und Bildekunst werden ihm
einen bleibendm Ruhm für die Nachwelt erhalten, und die Erinnerung
an seine glanzvolle Regierung wird feststehen in den Herzen des Bayern-
volkes für und für.
Im Jahre 1848 entsagte er dem Throne und übergab die Regierung
am 20. März seinem Sohne, dem Kronprinzen Maximilian. Die
königlichen Worte, welche er bei dieser Gelegenheit an die Bayern rich-
tete, laulen: „Bayern! Ich lege die Krone nieder zu Gunsten
meines geliebten Sohnes, des Kronprinzen Maximilian.
Treu der Verfassung regierte ich; dem Wohle des Volkes war mein
Leben geweiht; — als wenn ich eines Freistaates Beamter gewesen,
so gewissenhaft ging ich mit den Staatsgeldern um. Ich kann Jedem
offen in die Augen sehen. — Und nun meinen tiefgefühlten Dank
Allen, die mir anhingen. Auch vom Throne herabgeftiegen, schlägt
glühend mein Herz für Bayern, für Deutschland!"
Seit jener Zeit lebt König Ludwig zurückgezogen von Regierungs-
geschäften, vollendet begonnene Werke und übet Wohlthätigkeit. Das
Volk, aber hängt ihm an mit treuem Herzen und inniger Liebe, und
wenn eine Krankheit oder auch nur ein Unwohlsein den guten König
befällt, dann drängen sich Hohe und Niedere bangen Herzens an
die Thore seines Palastes, um Kunde zu erhalten von' seinem Be-
finden. Gott erhalte noch lange den edlen königlichen Greis, den Stolz
Bayerns. —
76. Maximilian Ii., König von Bayern.
(1848.)
Maximilian Ii. bestieg den Thron seines Vaters mit folgen-
der Ansprache an sein Volk: „Bayern! Mein vielgeliebter Vater und
König hat geruht, mir die Krone zu übertragen. — Tief ergriffen
fühle ich das ganze Gewicht der Verpflichtungen, das er mir auf-
erlegt. In einer Zeit besteige ich den Thron, die mit ihren großen
Anforderungen das In- und Ausland mächtig bewegt. Auf Gottes
allmächtigen Schutz vertraue ich und auf meinen redlichen Willen, dieser
Zeit Gebot zu verstehen und zu vollbringen. Wahrheit will ich in
Allem, Recht und gesetzmäßige Freiheit auf dem Gebiete der Kirche,
wie des Staates. Auf der Bayern Treue hoffe ich, auf die seit
Jahrhunderten bewährte Liebe zu ihrem Fürsten. Bayern, steht mir
bei in meinem festen Vorhaben, Euch auf die Stufe zu erheben, zu
der Ihr als ein freies Volk berufen seid, ein Achtung gebietender
Staat im einigen deutschen Vaterlande!"
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Ludwig Ludwig Maximilian_Ii Maximilian Maximilian_Ii Maximilian
402
mag wohl vor dreitausend Jahren seine Augen voll Bewunderung
und Andacht zu dein schonen Siebengestirne gerichtet haben, das noch
jetzt in eben dem Glanze allnächtlich am Himmel prangt, indeß die
guten Phönizier schon längst ausgestorbeu sind! Im Jahre 33.?
v. Chr. Geb. eroberte Alexander der Große, König von Macé-
donien, ihr Land und zerstörte Tyrus. Jetzt stehen nur ärmliche
Fischerhütten dort, wo einst volkreiche Städte blüheten.
2. Lykurg und die Spartaner.
(888 v. Chr.)
Lykurg war der Sohn eines Königs von Sparta oder Lacedämon. Auf
Reisen lernte er die Gesetze anderer Völker kennen, ebenso die Gedichte Homers
(Ilias und Odyssee), die er mit nach Griechenland brachte. Bei seiner Zurück-
kunft war Unfrieden und Unordnung im Lande, und darum beschloß er, seinem
Volke eine Verfassung zu geben, unter der alle, der König wie der gemeinste
Bürger, ihre gcsammte Thätigkeit der Beförderung des allgemeinen Wohles widmen
sollten. Bevor er aber ans Werk ging, begab er sich nach Delphi, brachte dem
Gott sein Opfer, und fragte, ob sein Vorhaben, Gesetzgeber von Sparta zu werden,
einen gesegneten Erfolg haben werde. Der Orakclspruch ermuthigte ihn. Um
ein anderes Geschlecht von Menschen nachzuziehen, machte er nun solche Anstalten,
bei denen zu erwarten war, daß es hinfort nur gesunde und kraftvolle Menschen
in Sparta geben werde. Nur kräftige Kinder wurden auferzogen und miß-
gestaltete und schwächliche in eine Kluft geworfen. Die Erziehung war streng
und abhärtend. Die Kinder waren nicht warm eingehüllt; man gewöhnte sie früh
an geringe Kost; sie mußten lernen allein sein, ohne sich zu fürchten und ohne zu
schreien. Nach dem siebenten Altersjahre durfte der Knabe nicht mehr länger im
elterlichen Hause bleiben, sondern^ er kam unter die Aufsicht der Obrigkeiten und
wurde öffentlich erzogen. Ihre Übungen, Spiele und ihr ganzes Leben war als-
dann gemeinschaftlich. Wissenschaft und Kunst war in Sparta nicht geachtet. Aller
Unterricht und diê ganze Erziehung war nur darauf berechnet, daß die Knaben
willigen Gehorsam und Ausdauer lernten, um einst dem Feinde muthig entgegen-
treten zu können. Die Knaben mußten sich im Laufen, Ringen und- Werfen üben,
und zwar warfen sie theils mit runden metallenen Scheiben, theils mit dem Wurf-
spieß nach dem Ziele. Alle Tage badeten sie sich im Flusse Eurotas. Schuhe
waren ihnen nicht gestattet, wenn gleich die Erwachsenen Sandalen trugen
Man gewöhnte die Knaben, auf jede Frage schnell zu antworten; Alles, was
man sprach, mußte kurz (lakonisch) sein. Der Gesang wurde gepflegt. Die Bür-
ger übten sich in kriegerischen Fertigkeiten, beaufsichtigten die Jugend und widmeten
sich dem öffentlichen Dienste. Keiner durfte ein Handwerk, noch sonst ein Geschäft
treiben, das auf Gelderwerb abzielte. Die Sklaven mußten das unter die Bür-
ger vertheilte Feld bearbeiten und wurden grausam behandelt. Gold- und Sil-
bern'ünzen waren verboten, dagegen wurde ungeheuer großes eisernes Geld einge-
führt. Dadurch wollte Lykurg Diebstahl und Bestechung verhindern. Um Weich-
lichkeit und Genußsucht ferne zu halten, traf er die Veranstaltung, daß alle Män-
ner öffentlich, in Gesellschaften von je 15, mit einander speiseten.
Die Gütergleichheit gefiel freilich nicht allen, insbesondere den reichen Leuten
nicht, weiche nicht gern mit allen Bürgern gleichgestellt werden wollten. — Neben
dem Könige stand ern Senat aus 28 sehr bejahrten Mitgliedern, die, vom Volke
gewählt, ihre Würde lebenslänglich behielten. In Volksversammlungen wurden die
vom Könige und dem Senat gemachten Vorschläge entweder angenommen oder ver-
worfen. Die Oberaufsicht über die ganze Staatsverwaltung hatten die Ephoren
oder Aufseher. Die Stadt hatte keine Mauern; die Tapferkeit ihrer Bürger sollte
ihr Schutz sein. Wer für das Vaterland fiel, wurde mit Lorbeeren bekränzt
bestattet.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Alexander_der_Große Alexander
409
mit aller Tapferkeit Widerstand geleistet, und Pyrrhus rief voll Bewunderung
aus: „Mit solchen Soldaten wollte ich die ganze Welt erobern!" — Mit einem
solchen Feinde wünschte er doch Frieden zu haben und knüpfte Unterhandlungen
an. Bei diesen Verhandlungen kam ein Römer als Abgesandter in des Pyrrhus
Lager, Fabricius mit Namen, der durch seine Rechtschaffenheit sich die allgemeine
Achtung erworben hatte. Da der König wußte, in weichem Ansehen er in Rom
stand, so suchte er ihn zu gewinnen, um durch ihn den Frieden zu bewirken. Sr
ließ ihn daher allein zu sich kommen und sprach zu ihm: „Ich weiß, lieber Fa-
bricius, daß du ein kriegserfahrener und tugendhafter Mann, aber dennoch arm
bist; das thut mir leid. Erlaube mir daher, daß ich dir von meinen Schätzen so
viel gebe, daß du reicher seiest, als die anderen Senatoren. Denn das ist der
beste Gebrauch, den Fürsten von ihren Reichthümern machen können, daß sie groß-
ßen Männern damit aushelfen. Ich verlange von dir dafür nichts Entehrendes,
sondern nur, daß du deinem Volke zum Frieden räthst. Ich brauche einen tugend-
haften und treuen Freund, und du einen guten König, welcher dich durch seine
Freigebigkeit in den Stand setzt, mehr Gutes als bisher zu stiften." — War das
nicht fein gesagt und lieblich zu hören? Und hatte nicht der König seine Absicht,
den Fabricius zu bestechen, sehr prächtig verhüllt? Und was sagte Fabricius
dazu? Er antwortete: „Ich danke dir, lieber König, für die gute Meinung, die
du von mir hast; aber ich wünsche auch, daß du sie behaltest, darum nimm dein
Geld zurück. Du hast ganz recht, daß ich arm bin, aber dennoch bin ich glück-
lich; denn ich werde von meinen Mitbürgern geachtet." Am folgenden Tage ließ
Pyrrhus seinen größten Elephanten hinter eine Tapete stellen und sorgte, daß
Fabricius gerade davor seinen Platz erhielt. Nach geendeter Unterredung flog der
Vorhang in die Höhe, und brüllend streckte der Elephant seinen langen Rüssel
über den Fabricius hin. Aber Fabricius wandte sich unerschrocken um, sah das
Thier von oben bis unten an und sprach dann ruhig: „So wenig,als mich gestern
dein Geld rührte, schreckt mich heute dein Elephant."
Fabricius war wieder zurückgekehrt. Da erhielt er von dem Leibarzte des
Pyrrhus einen Brief, in welchem dieser sich erbot, seinen Herrn zu vergiften,
wenn ihm der Römer dafür eine gute Belohnung geben wolle. Fabricius schau-
derte vor einer solchen Schandthat zurück. Er sandte den Brief dem Pyrrhus
selbst. Wer malt des Pyrrhus Erstaunen? „Wahrlich!" rief er aus, „eher
wird die Sonne von ihrer Bahn, als Fabricius von dem Pfade
der Tugend und Rechtschaffenheit weichen!" Er strafte den Arzt, wie
er es verdiente, und sandte den Römern zur Dankbarkeit alle Gefangenen ohne
Lösegeld zurück.
8. Hannibals Übergang über die Alpen.
(218 v. Chr.)
Die berühmte Stadt Karthago lag aus der Nordküste Asrika's,
der Jusel Sieilten gegenüber. Mit den Karthagern haben die
Römer blutige Kriege geführt. Der berühmteste Feldherr der Kartha-
ger war Hannibal. — Nachdem der Krieg zwischen Rom und Kar-
thago beschlossen war, erwarteten die Römer einen Angriff zur See;
aber ehe man sich's versah,' stand Hannibal mit Elephanten, afrikani-
schen Reitern und Fußvolk in Italien. Von Spanien aus war er
über den Ebro, die Pyrenäen und die Nhonö gegangen und stand
im November am Fuße der Alpen. Bisher hatte das Heer alle
Mühseligkeiten willig ertragen; jetzt aber, beim Anblick der himmelho-
hen Alpen, verloren Alle den Muth. Denn ringsum starrte Alles von
Eis und Schnee; zackige Felsenspitzen ragten bis in die Wolken; keine
Stadt, kein Dorf, kein gebahnter Weg über das entsetzliche Gebirge!
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T27: [Krieg Römer Rom Hannibal Karthager Karthago Jahr Scipio Spanien Rmer], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
410
Aber Hannibal verzagte nicht. Er gab Befehl, die steilen, mit Eis
bedeckten Anhöhen hinanzuklettern. Viele stürzten zurück; oft griffen
verborgene Feinde an oder wälzten Baumstämme gegen die Karthager,
daß ganze Reihen mit Pferden und Gepäck in die Abgründe stürzten.
Endlich, nach neuntägigem Klettern erreichte Hannibal den Gipfel und
ließ hier auf den Schnee- und Eisfeldern sein Heer zwei Tage ruhen.
Jetzt meinten sie die größten Schwierigkeiten überwunden zu haben;
aber das Hinabsteigen war fast noch schwieriger, als das Hinaust'let-
tern. Viele stürzten die steilen Abhänge hinunter; oft rissen sich große
Schneebällen (Lavinen) los und begruben ganze Schaaren unter sich.
Endlich, nach Verlauf von fünfzehn Tagen, hatten die vor Hunger und
Anstrengung abgezehrten Krieger die Ebenen Italiens erreicht. Aber wie
erschrak Hannibal, als er sein Heer musterte! Von seinem über 50,000
Mann starken Heere hatte er nur noch die Hälfte; von den 40 Ele-
phanten war nur noch ein einziger vorhanden! Doch das Alles konnte
seinen Muth nicht beugen und seinen Haß gegen die Römer nicht
mindern.
Die Römer schickten jetzt eiligst ein Heer nach Ober-Italien
unter Anführung des ältern Scipio. Dieser traf mit Hannibal am
Ticinus, einem Nebenflüsse des Po, zusammen, wurde völlig geschla-
gen, und kam kaum mit dem Leben davon. Nun ging Hannibal über
den Po und schlug noch in demselben Jahre das römische Heer an der
Trebia. Mit dem Frühling des folgenden Jahres drang er in das
mittlere Italien. Hier war der Arno aus seinen Ufern getreten
und hatte die Gegend überschwemmt; das hielt Hannibal nicht auf.
Drei Tage und drei Nächte mußten die Soldaten im Wasser waten;
die Lastthiere blieben im Schlamm stecken; Hannibal selbst verlor durch
eine Augenentzündung, die er nicht abwarten konnte, ein Auge. Kaum
war er auf dem Trocknen, so rückte ein großes Heer gegen ihn an.
Aber Hannibal schlug das römische Heer so, daß 15,000 Römer ihren
Tod fanden und 6000 in Gefangenschaft geriethen. Das Blutbad
war so entsetzlich, daß noch jetzt die Ebene davon das Vlutf eld heißt.
— Doch zuletzt haben die Römer die Stadt Karthago zerstört.
8. Julius Cäsar.
(60-44 v. Chr.)
Er war der größte aller römischen Feldherren. Seinen Water verlor er früh,
seine vortreffliche Mutter Aurelia gab ihm eine gute Erziehung. Er hatte einen
schwächlichen Körper, ein blasses, hageres Gesicht, und oft litt er an Kopfschmer-
zen; aber durch strenge Mäßigkeit im Essen und Trinken erhielt er sich gesund,
und durch allerlei körperliche Übungen, durch Laufen, Schwimmen, Fechten, Reiten
stärkte er sich so, daß er späterhin alle Anstrengungen und Beschwerden des
Krieges ertragen konnte.
Nie war er müßig; täglich las, schrieb oder übersetzte er etwas. Wenn er
ein Buch gelesen hatte, so wiederholte er den Inhalt desselben. Won seiner Mut-
ter lernte er besonders die Freundlichkeit im Umgänge, durch die er sich nachher
so beliebt zu machen wußte.
Einst machte Cäsar eine Reise nach Kleinasien, um dort sich in der Rede-
kunst noch weiter zu bilden. Unterwegs wurde er von Seeräubern überfallen,
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T27: [Krieg Römer Rom Hannibal Karthager Karthago Jahr Scipio Spanien Rmer], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
428
Schwerter. Wegen dieser kostspieligen Rüstung konnten aber nur die
Reichen und Vornehmen zu Pferde dienen. Darum gab der Reiter-
dienst eine Art von Ansehen und Adel. Um einen solchen Vorzug zu
erhalten und zu vermehren, war das ganze Leben des Adels kriegerisch
von Jugend auf. Körperliche Kraft und Gewandtheit ging ihm über
Alles; von Jugend auf lernte der Adelige ein wildes Ross tummeln
und Lanze und Schwert mit Gewandtheit führen. Kein leichter
Fussgänger konnte sich mit einem geübten Reiter messen, der vom Kopfe
bis zu den Füssen mit Eisen bedeckt war. So machten in den damaligen
Zeiten die Adeligen die vornehmsten Krieger aus, und von ihrem Rei-
terdienst erhielten sie den Namen Ritter. — Mit der Zeit bildeten die
Ritter einen besonderen Stand. Religion, Ehre, Tapferkeit und
Hochachtung gegen das weibliche Geschlecht waren die vier Haupt-
tugenden der Mitglieder.
Zur Zeit der Kreuzzüge stand das Ritterthum in seiner schönsten
Blüthe Es bildeten sich, gleich den Mönchsorden, drei geistliche Ver-
brüderungen der Ritter unter einander. Das waren die Orden der Johäq«
niter, der Tempelherren und der Dentschherren. Schon im Jahre 1048 hat-
ten Kaufleute aus Amalfi (in Unteritalien) in der Nähe des heil. Grabes ein
Kloster bauen lassen zur unentgeltlichen Aufnahme und Verpflegung armer
und kranker Pilger. Als Gottfried von Bouillon 1099 nach Eroberung
der heil. Stadt dieses Spital besuchte, wurde er von der hingehenden Treue
der Mönche, die hier ihr Leben der Krankenpflege widmeten, so gerührt, dass
er der Stiftung eines seiner Güter in Brabant zum Geschenk machte. Nun
traten einige Ritter seines Gefolges in das Kloster als dienende Brüder ein,
entsagten der Welt, verpflichteten sich zu dem gewöhnlichen dreifachen Klo-
stergelübde des Gehorsams, der Ehelosigkeit und der Armuth,
und bezeichneten ihre schwarze Ordenstracht mit einem achtspitzigen,
weissen Kreuze. Schnell verbreitete die Dankbarkeit heimkehrender Pil-
ger, die bei ihnen Ausnahme und Verpflegung gefunden hatten, ihren Ruhm
durch ganz Europa, und in allen Ländern wetteiferte die Mildthätigkeit der
Frommen, durch reiche Gaben sich einen Antheil an diesem Verdienste zu
erwerben. Jetzt erhoben sich statt des armseligen Obdachs, das die Brüder
bisher zur Ausnahme bieten konnten, Paläste, und daneben wurde ein präch-
tiger Tempel zu Ehren des heil. Johannes des Täufers erbaut, und die
Brüderschaft führte von nun an den Namen Johädniteforded. — Ihre Güter
mehrten sich bald in allen europäischen Ländern, und sie selbst schlugen
sich lange heldenmüthig mit den Türken, bis auch sie der Übermacht wei-
chen mussten. Sie liessen sich dann auf der Insel Cypern nieder, und als
sie auch hier vertrieben wurden, auf der Insel Rhodus. Als sie aber endlich
auch hier keine bleibende Stätte mehr fanden, schenkte ihnen im Jahre 1530
der deutsche Kaiser Karl V. die Insel Malta, und von jener Zeit an hiessen
sie auch Maltheserritter. —
Der König Balduin von Jerusalem schenkte im Jahre 1118 acht fran-
zösischen Rittern, die sich heldenmüthig der armen Pilger ausserhalb
der Hauptstadt gegen die Angriffe der räuberischen Horden angenommen hat-
ten, den Platz, wo einst der Tempel Salomo’s stand. Hier bauten sie sich
an und erhielten davon den Namen Tempelherrn. Sie trugen ein rothes
Kreuz auf ihrem weissen Mantel. Ungewöhnlich schnell stieg das An-
sehen dieses Ordens, der grösstentheils aus Franzosen bestand, und er ge-
wann durch reiche Mitglieder und fromme Vermächtnisse einen Reichthum,
der bald jenen der Johanniter überstieg. Aber dieser Reichthum reizte den
habsüchtigen französischen König Philipp Iv. zum Verderben dieses Ordens.
Er klagte die Mitglieder der grössten Verbrechen an; sie wurden unschuldig
misshandelt, eingemauert, lebendig verbrannt, und der ganze Orden wurde im
Jahre 1312 aufgehoben, seine Güter aber zum Vortheile des Königs und des
Papstes eingezogen. —
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft]]
TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Gottfried_von_Bouillon Johannes Karl_V. Karl_V. Balduin_von_Jerusalem Philipp_Iv Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Amalfi Unteritalien Brabant Europa Rhodus Malta
174
Besitzung, von deren Ertrage er ein Gewisses abgeben mußte, oder er
lebte mit am Tischeseinesherrn. Der Hausvater war das Haupt,
der Herr und Richter in seiner Familie, welcher die Streitigkeiten
in der Familie durch seinen Machtspruch schlichtete.
Die Frau war des Mannes treue Gehülfin, welche die Gefahren
und die Lasten desselben im Kriege und Frieden theilte und das
Hauswesen und die Kindererziehung leitete. Die letztere war ganz
darauf berechnet, das Geschlecht in seiner ursprünglichen Kraft zu
erhalten.. Halbnackt wuchs der Knabe heran, im Hause und auf dem
Felde der Mutter Gehülfe. Bei Sturm und Wetter warf er sich in
den Strom und stählte seine Kraft an jeglicher Leibesübung. Schon
früh folgte er dem Vater auf die Jagd, und suchte von jetzt an, nach
dessen Beispiel sich zu bilden. Wie mit Siegeszeichen prangten die
Jünglinge mit den Hörnern erlegter Auerochsen in der Gemeinde,
und je mehr sie vorzeigen konnten, desto lauter ertönte ihr Lob; dann
wurden sie in der Volksversammlung von den Edelsten des Stam-
mes wehrhaft gemacht und dursten von nun an ihre Kraft an den
Feinden beweisen. Das Mädchen lernte Sitte und Zucht von der
treuen Mutter. Durch die Heirath begründete der Jüngling, der bis
dahin unter der Vormundschaft des Vaters gestanden hatte, sein
eigenes Hauswesen. Auf die Verwandten hielt man sehr viel; denn eine
ausgebreitete Verwandtschaft hatte hohen Werth und verschönerte das Alter.
Die liebste Beschäftigung der Deutschen war der Krieg. War in
der Volksversammlung ein Krieg beschlosien, so wählte man den Tapfer-
sten zum Führer, hob ihn jauchzend auf den Schild und begrüßte ihn
als Herzog. Dieser ließ dann das Aufgebot an alle freien Männer
ergehen, die sich dann nach ihren Geschlechtern, Gemeinden und
Gauen ordneten. Das war der deutsche Heerbann. Auf Wagen
folgten ihm oft die Frauen mit den Kindern nach, um von der Wagen-
burg herab den Kämpfenden Muth zuzurufen und die Verwundeten zu
pflegen. Ihren Führer verließen die Deutschen nicht, und einer suchte
es an Tapferkeit dem andern zuvorzuthun.
Währte den deutschen Helden die Ruhe des Friedens zu lange, so
berief auch wohl einer der Angesehensten des Stammes seine Waffen-
brüder, daß sie mit ihni auf Abenteuer auszögen, auf Sieg, Ruhm
und Beute. Da fanden sich denn Viele, welche gelobten, sein Geleite
und ihm getreu in Roth und Tod zu sein. Ewige Schande traf dann
den, der seinen Herzog verließ. Ja, die Deutschen waren im Kriege
so zuverlässig und treu, daß späterhin die Römer sie gern zu Söld-
nern nahmen. Die Waffen, welche beim Kriege in einem großen
Schilde von Brettern oder Baumrinden, aus Lanzen, Spießen,
Schwertern, Keulen, Streitäxten, auch wohl aus Pfeilen und
Steinen bestanden, waren der köstlichste Schmuck des freien Mannes;
nicht nur im Kampfe, sondern bei allen feierlichen Gelegenheiten trug
er dieselben; der Schwur wurde nur auf sie geleistet; sie begleiteten
ihn in die Volksversammlung, zum Schmause, ja selbst zum Tode. Der
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
281
ihre Tüchtigkeit, Kühnheit, Zweckmäßigkeit, Nettigkeit, Klarheit in allem::
der steht still und wundert sich. Alles dies, dieses reiche Land, diese
prächtigen Städte, diese städtegleichen Dörfer hat der denkende Mensch
aus dem Schlamme herausgehoben und zum Theil den Wogen des
Meeres abgewonnen. Aber wie soll man diese Menschen beschreiben?
Wenn man in die holländischen Städte und Dörfer tritt und die Leute
dort so still und langsam, so nett und reinlich dabei, als hätten sie
mit Arbeit nicht sonderlich sich zu befassen, einhergehen sieht; wenn der
Bauer steif und bedächtig in seinen hohen Holzschuhen einherschreitet,
und mit behaglicher Miene und langsamer breiter Rede dem Fremden
begegnet: so könnte einem einfallen, ein so stilles, bequemes Volk
könne dies Land dem Meere nicht abgezwungen, diese Mauern, Thürme,
Wälle und Deiche nicht aufgethürmt haben; und doch ist es nicht
anders! Der Holländer steht eben deswegen so behaglich da, weil er
der Schöpfer und Herr dieses Landes ist, wo nur Frösche, Möven
und Rohrdommeln ihre heisere Stimme tönen lassen würden, wenn
der Mensch nicht hinzugetreten und mit Spaten, Schaufel und Ruder
sich gerührt hätte. Freilich die netten Kleider, die der Holländer trägt,
sein stets blankes Schuhwerk, sein mit Blumen und Kräutern, mit
Schnörkeln und Bildern geschmücktes Vorhaus, seine zierlichen, mit
bunten Muscheln und Steinen ausgelegten Gärten, seine nett gefegten
Dreschtennen, seine höchst reinlichen Stallungen möchten auf die Ver-
muthung bringen, der Holländer sei nur für die häuslichen Ge-
schäfte brauchbar, habe nur für Lebensgenuß Sinn und huldige
bloß der Bequemlichkeit und Weichlichkeit; aber man sehe nur den
Holländer am Ruder seiner Schiffe, auf den Mastspitzen — man sehe
ihn nur auf dem Wasser schalten und walten: da ist er nicht der bequeme
und ruhige Mensch, da bewegt er sich, wenn auch stets besonnen,
rasch und kräftig, da zeigt er eine eiserne Ausdauer und den
festesten Willen, und eine große Aufopferungsfähigkeit. Diese trefflichen
Eigenschaften haben auch dessen Vorfahren, namentlich im Kampfe für
evangelische Glaubensfreiheit bewiesen.
Schmuck des Lebens, Reinlichkeit und Sauberkeit fast bis zur
Übertreibung, Vlumenliebe und Blumenpflege, Farbenfreude und daher
hoher Sinn für Malerei kennzeichnen den Holländer. Man möchte
dies, wenn es nicht geborene Anlage wäre, fast für ein Werk des über-
legenden Verstandes ansehen. Hier in dieser den Geist niederdrückenden
Einförmigkeit, in diesem Lande der Sümpfe, Marschen und Hei-
den, wo nur um die Dörfer und Kanäle einzelne Baumreihen sich
erheben, und der Mensch hinter seinen Deichen und Wällen den Pstug
und die Sense führt — hier, wo die Nähe des Meeres und die
Wässer der Seen, Teiche und Gräben eine feuchte, matte Luft und
einen oft umnebelten Himmel zeigen — hier, wo Torf- und Marschland,
fette Erde, Torf- und Steinkohlenstaub Alles in Schmutz verkommen
lassen würden, wenn der Mensch sich nicht dagegen wehrte — hier
möchte man sagen, hat er sich in der Freude an dem Netten, Heiteren
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]